Führungskräfte und Manager treffen immer die beste Entscheidung im Sinne des Unternehmens. Schön wäre es. In der Praxis ist häufig das Gegenteil der Fall. „Cover your ass“ heißt das zugehörige Phänomen.
Im englischsprachigen Raum wird immer dann von Cover your ass (CYA) gesprochen, wenn Personen sich durch entsprechende Aktivitäten vor negativen Konsequenzen wie Kritik oder Strafe schützen wollen. Das geschieht unter anderem im Berufsumfeld. Im Deutschen wird in diesem Zusammenhang der Begriff „Absicherungskultur“ verwendet.
Studie beleuchtet CYA-Phänomen
In einer Studie, die im Business Review erschien, wurden 950 Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung im Hinblick auf sogenannte defensive Entscheidungen befragt. Bei defensiven Entscheidungen steht der Schutz der eigenen Persönlichkeit über dem Wohl der Organisation. In Konsequenz wird die aus Sicht der Organisation schlechtere Entscheidung getroffen: ein klassischer Fall von Cover your ass!
Ein Ergebnis lautet, dass im Durchschnitt 25% der wichtigsten Entscheidungen in den letzten zwölf Monaten defensiv getroffen wurden. Allerdings beschränkt sich das Phänomen nicht ausschließlich auf die öffentliche Verwaltung. Auch zu DAX-Unternehmen ließen sich erste Tendenzen ableiten. Dort kommt ebenfalls CYA vor und zwar noch häufiger.
Wenig Mut, viele Nachteile
Defensive Entscheidungen kosten bares Geld. So werden beispielsweise Aufträge an etablierte Partner vergeben, wenngleich ein Mitbewerber eine bessere Leistung zu einem günstigeren Kurs bietet. Die langjährige Zusammenarbeit nach dem Motto „Das haben wir immer so gemacht“ ist potenziell mit weniger Gegenwind in der Begründung gegenüber Vorgesetzten behaftet. Die defensive Entscheidung ist in diesem Fall allerdings die schlechtere Option aus Sicht des Unternehmens. Dazu kommen andere Bereiche, die von einer CYA-Mentalität betroffen sind. Die Studienverfasser weißen darauf hin, dass Innovationskraft, Mitarbeiterführung sowie Kundenzufriedenheit unter defensiven Entscheidungen leiden.
Fehler- statt Absicherungskultur
Defensive Entscheidungen stehen in direkter Verbindung zu der praktizierten Fehlerkultur in der Organisation. Das ergab zudem die Befragung nach der Bewertung der internen Fehlerkultur. Je schlechter sie bewertet wird, desto höher ist der Anteil an defensiven Entscheidungen. Dementsprechend formulieren die Autoren der Studie eine deutliche Forderung: „Unter einer positiven Fehlerkultur verstehen wir die Akzeptanz, dass die beste Lösung häufig nicht ist, Risiken zu meiden und sich abzusichern. Stattdessen sollte ein positiver Umgang mit Risiken gefördert werden.“
Wer mutig und damit unternehmerisch handelt, handelt im besten Sinne.